UNESCO-Schüler:innen aus Kyjiv erleben Nachhaltigkeit in Berlin
Am 24. September war die KARLA in Berlin ein Ort lebendiger Begegnung: Zehn Schüler:innen einer UNESCO-Schule aus Kyjiv-Shevchenkivskyi verbrachten hier einen Nachmittag voller Austausch, Kreativität und neuer Eindrücke. Ihr Besuch fand im Rahmen der Interkulturellen Woche Lichtenberg statt und ist Teil eines vom Auswärtigen Amt geförderten Recreation-Projekts, das insgesamt rund 200 Schüler:innen aus Kyjiv nach Deutschland führt. Ziel ist es, jungen Menschen eine Pause vom Kriegsalltag zu ermöglichen und ihnen durch Begegnungen in deutschen Schulen und Projekten neue Perspektiven zu eröffnen.
Bei Compango stand Nachhaltigkeit im Mittelpunkt – aber nicht als theoretisches Konzept, sondern als etwas Greifbares. In zwei Workshops konnten die Jugendlichen selbst aktiv werden. Sie stellten Bienenwachstücher her, eine praktische und zugleich kreative Alternative zu Plastikverpackungen, die zeigt, wie einfach Nachhaltigkeit im Alltag aussehen kann. Außerdem gestalteten sie Bilderrahmen – ein Upcycling-Projekt, das den Blick für die Wiederverwendung von Materialien öffnete und Raum für persönliche Gestaltung ließ. „Es hat Spaß gemacht, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen und gleichzeitig zu verstehen, wie wir die Umwelt schützen können“, erzählte eine 15-jährige Teilnehmerin.
Begleitet wurden die Workshops von Freiwilligen, die nicht nur handwerkliche Tipps gaben, sondern auch mit den Jugendlichen ins Gespräch kamen – über Schule, Alltag und Zukunftsvisionen. Neben den praktischen Erfahrungen war für die Schüler:innen aus Kyjiv vor allem der Einblick in das deutsche Bildungssystem eindrücklich. Viele zeigten sich überrascht über den starken Fokus auf Nachhaltigkeit im Unterricht und über die freundliche Atmosphäre an den Berliner Schulen. „Die Lehrer:innen hier gehen viel offener auf die Schüler:innen ein“, meinte ein 16-jähriger Teilnehmer. „Man spürt, dass die Schule nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Werte – wie Respekt und Verantwortung für die Umwelt.“
Die Jugendlichen betonten, dass sie eine ganz andere Lernkultur erlebt hätten: weniger formell, stärker projektorientiert und sehr praxisnah. Gerade dieser Unterschied zur eigenen Schulerfahrung in Kyjiv habe sie besonders inspiriert. Ergänzt wurde der Besuch in KARLA durch eine Führung im Haus der Statistik, einem Gebäude, das in Berlin für sozialen und kulturellen Wandel steht. Dort bekamen die Schüler:innen Einblicke, wie Orte durch kreative Initiativen neu belebt werden können.
Die Mischung aus Workshops, Gesprächen und neuen Eindrücken machte den Tag für viele unvergesslich. „Ich habe nicht nur etwas über Recycling gelernt, sondern auch über die Menschen hier in Berlin“, fasste eine Schülerin zusammen. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie Bildung Brücken schlagen kann – zwischen Ländern, Kulturen und Lebenswelten. Compango, 2023 von der Deutschen UNESCO-Kommission als eine der 20 besten Initiativen im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet, knüpft mit dem Besuch an seine Rolle im internationalen UNESCO-Netzwerk an. Für die Jugendlichen aus Kyjiv bleibt der Berliner Aufenthalt mehr als nur eine Reise: Es ist eine Erfahrung, die sie ermutigt, in die Zukunft zu blicken – mit neuen Ideen, neuen Freundschaften und einem Gefühl der Solidarität über Grenzen hinweg.
