Europa: Recht auf Reparatur – wie komisch ist das für Ukrainer:innen?
Am 22. Oktober stand in unserer Radiosendung ein Thema im Mittelpunkt, das in Europa gerade viel Aufmerksamkeit bekommt – das Recht auf Reparatur. Die Idee: Dinge nicht wegwerfen, sondern reparieren – vom Toaster bis zum Laptop. Für viele Europäer:innen ist das ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Für viele Ukrainer:innen dagegen etwas längst Vertrautes.
Moderator Dario erinnerte sich an seine Kindheit und erzählte, dass sein Großvater fast alles reparieren konnte – vor allem Autos. In seiner Familie war es selbstverständlich, Dinge zu pflegen, zu erhalten und ihnen ein zweites Leben zu geben. Auch Sofiia sprach über diese Erfahrung und darüber, dass in ihrer Familie handwerkliches Können und Eigeninitiative immer eine große Rolle gespielt haben. Sie präsentierte ihre Reportage „Reparatur-Kultur mit Compango Volunteers“, die einen Einblick in ein Berliner Reparaturprojekt bot, in dem Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam arbeiten, voneinander lernen und nachhaltiges Denken praktisch leben.
Nadiia berichtete in ihrem Beitrag über das Netzwerk der Berliner Reparatur-Cafés und die Bedeutung des Reparaturbonus, der solche Initiativen unterstützt. Sie hob hervor, dass Reparieren weit mehr ist als eine technische Handlung – es ist ein Ausdruck von Verantwortung und Wertschätzung. Durch das Austauschen kleiner Teile werden Ressourcen geschont, Fähigkeiten bewahrt und Vertrauen geschaffen – zwischen Menschen, aber auch zwischen Konsument:innen und Herstellern.
Ein weiterer Aspekt der Sendung war die soziale Dimension des Reparierens. Reparatur-Cafés sind Orte, an denen nicht nur Geräte, sondern auch Gemeinschaft entsteht. Menschen verbringen dort Zeit miteinander, teilen Wissen und Erfahrungen und erleben Selbstwirksamkeit. Gerade für Migrant:innen haben solche Räume eine besondere Bedeutung – hier zählt Können statt Status, Mitmachen statt Perfektion.
Die Gespräche zeigten, dass Reparieren in der Ukraine tief in der Alltagskultur verwurzelt ist – von Radiobastlern über Mechaniker bis zu handwerklich geschickten Familien. Nachhaltigkeit war dort nie ein Trend, sondern eine Notwendigkeit und zugleich ein Ausdruck von Kreativität.
Die Sendung verband persönliche Erfahrungen, journalistische Reportagen und Musik aus der Ukraine und Deutschland zu einem vielschichtigen Bild einer Kultur des Erhaltens.
Am Ende stand die Erkenntnis, dass Reparieren nicht nur Dinge rettet, sondern auch Beziehungen, Erinnerungen und das Vertrauen in die Zukunft. Nachhaltigkeit beginnt dort, wo man lernt, das Bestehende wertzuschätzen – statt es einfach zu ersetzen.
